Great-O-Khan's Reviews > The Shards: Roman

The Shards by Bret Easton Ellis
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it was amazing

Ich bin mit "The Shards" zurück in eine Welt eingetaucht, die ich vor 36 Jahren das erste Mal kennen gelernt habe. Ich war 17 Jahre alt, als sich für mich durch junge Autoren der US-Popliteratur neue literarische Welten eröffneten. "Unter Null" erschien 1986 erstmals auf deutsch als rororo-Taschenbuch. Im selben Jahr erschien auch das noch bessere "Ein starker Abgang" von Jay McInerney, mit dem zusammen Bret Easton Ellis das Literary Brat Pack anführte. Auch noch in 1986 erschien "Die verlorene Sprache der Kräne" von David Leavitt. 1987 kam das grandiose "Großstadtsklaven" von Tama Janowitz. 1988 erschien der erste Roman von Michael Chabon "Die Geheimnisse von Pittsburgh". 1991 sollte Bret Easton Ellis mit "American Psycho" erneut die literarische Welt erschüttern.

Da das Internet noch nicht im Alltag angekommen war, hat man sich über Musik und Literatur in Zeitschriften informiert. Es gab die "Spex" mit dem Fokus auf Musik. Die Literatur kam aber durchaus auch vor. Mit Texten von Rainald Goetz oder der Möglichkeit im Spex-Shop die englischsprachige "American Psycho"-Ausgabe zu bestellen (via Postkarte). "Tempo" galt als "Lifestyle"-Magazin, war aber viel mehr. Hier gab es auch die junge Literatur. In der "Tempo", die 1986 zum ersten Mal erschien, schrieben Autoren wie Christian Kracht, Maxim Biller oder Uwe Kopf. Andrian Kreye ist ein ehemaliger "Tempo"-Autor, der auf Spotify eine knapp zehnstündige Playlist mit sämtlichen Songs, die in "The Shards" vorkommen, kuratiert hat. Das parallele Hören der Musik und Wiedererkennen vieler Songs hebt den Roman noch einmal auf eine weitere Ebene. In "Tempo" erschien 1992 die Reportage "Less Than Zero" von Kracht. Hier schliesst sich der Kreis zu Bret Easton Ellis und einer Zeit, die ich als unerhört aufregend in Sachen Literatur empfunden habe und miterleben durfte.

Das brillante "The Shards" ("Die Scherben") hat mich über mehr als 700 Seiten zurück in diese Zeit und diese Welt geführt. Es ist aber kein Nostalgie-Trip. Es ist ein Roman, der 1981 spielt. Die vordigitale Zeit, in der Easton Ellis an "Unter Null" arbeitet. Es ist wieder ein Roman über seelenlose, oberflächliche Rich Kids. Neben dem Nihilismus von "Unter Null" gibt es aber diesmal auch Empathie und Reflexion. Dummerweise aber auch einen Serienmörder. Das Buch ist ein Spiel mit simulierter Autofiktion, Gesellschaftsroman und literarischer Thriller in einem. Jede einzelne der 736 Seiten ist aufregend. "The Shards" ist ein Meisterwerk, das bei mir mit seiner elegant gleitenden Sprache und der dadurch entstehenden Atmosphäre, in die dann das Grauen einbricht, Glücksgefühle ausgelöst hat.
Wertung: 6,25 Sterne
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Reading Progress

January 18, 2023 – Shelved
January 24, 2023 – Started Reading
January 25, 2023 –
0% "Das erste Drittel ist schon Mal meisterlich. Hoffentlich wird das Niveau gehalten."
January 26, 2023 –
0% ""...und ich wurde davon angezogen wie ein Zombie.""
January 27, 2023 –
0% "Ich lese den Roman und höre die Playlist mit den Songs, die im Roman vorkommen, und hoffe, dass Buch und Musik niemals enden."
January 29, 2023 – Finished Reading

Comments Showing 1-2 of 2 (2 new)

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message 1: by Torsten (new)

Torsten Tolle Rezi, danke dafür 🙂


message 2: by J (new)

J M Notter Super Rezi, ich bin angefixt


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