Klang

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Mit Klang (von mittelhochdeutsch klanc) werden bestimmte durch elastische Körper erzeugte Schallereignisse bezeichnet. Insbesondere die physikalische Akustik und die Musik verwenden dabei unterschiedliche Definitionen. Was in der Akustik als Klang (hat im Gegensatz zum Geräusch regelmäßige, periodische Schwingungen) bezeichnet wird, entspricht ungefähr dem musikalischen Begriff Ton (mit sinusförmigen Schwingungen, aber im Gegensatz zum „reinen“ Ton die Summe von Grund- und Obertönen bezeichnend). Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet „Klang“ außerdem das Phänomen unterschiedlicher Charakteristika eines Schallereignisses, z. B. beim „Klang einer Stimme“.

Oszilloskopbild eines Sinustons
Oszilloskopbild eines Klangs

Klang in der physikalischen Akustik

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Jedes akustische Signal kann beschrieben werden, indem man zu jedem Zeitpunkt die momentane Auslenkung als Funktion beschreibt. Bei einem Ton (Sinuston) hat diese Schwingungsfunktion die Form

.

Dabei ist die Amplitude, die Frequenz der Schwingung. Die Auslenkung und die Amplitude sind Strecken (Längen). Man kann statt der Auslenkung auch den Schalldruck oder die Schallschnelle nehmen. Die Amplitude ist dann jeweils der Maximalwert, den diese Größe annimmt.

„Als Klang wird in der Technischen Akustik ein periodischer Schalldruckverlauf mit der Periodendauer bezeichnet, dessen einzelne Frequenzen (Harmonische) in einem ganzzahligen Verhältnis zur Grundfrequenz stehen. Es gilt:

Die Phasenlage der einzelnen Töne zueinander ist beliebig.“ (Dieter Maute)[1][2]

Mit „Ton“ ist dabei die akustische Repräsentation einer reinen Sinusschwingung gemeint. In der akustischen Analyse sind solche Sinustöne die Grundbestandteile jedes Schallereignisses.

Für die Musik ist Ton in diesem Sinne kaum von Interesse; mit Musikinstrumenten lässt sich eine einzelne reine Sinusschwingung nicht erzeugen, und mit elektronischen Instrumenten ist allenfalls eine Annäherung möglich. Nur in dem Fall, dass die Frequenzen dieser Teiltöne in einem ganzzahligen Verhältnis zueinander stehen, sich die Töne also „harmonisch“ zueinander verhalten, spricht die Physik von einem „Klang“, andernfalls von einem Tongemisch. Schwingungen, z. B. bei Musikinstrumenten, setzen sich in der Regel (nach einem vereinfachten Modell) zum größten Teil aus solchen harmonischen Frequenzen zusammen. Ihr tiefster Ton, dessen Frequenz die Abstände der einzelnen Teiltöne festlegt, heißt „Grundfrequenz“. Die Teiltöne werden „Harmonische“ genannt. Die sogenannte Teiltonreihe entspricht bei Blasinstrumenten bis auf die instrumentcharakteristischen Merkmale der Naturtonreihe.

In der menschlichen Wahrnehmung erscheint ein solcher Klang als ganzheitliches Schallereignis mit einer spezifischen Tonhöhe (bestimmt durch den Grundton oder den Residualton) und einer spezifischen Klangfarbe (bestimmt u. a. durch das Verhältnis der Teiltonamplituden zueinander). Physikalische Klänge werden deshalb im musikalischen Kontext als Töne bezeichnet.

Klang in der Musiktheorie

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Die Musiktheorie, insbesondere die Harmonielehre, bezeichnet mit „Klang“ das simultane Auftreten mehrerer Töne. Er taucht beispielsweise in Begriffen wie Dreiklang, Vierklang oder Gegenklang zur Klassifizierung von Akkorden oder Akkordfunktionen auf. Außerdem wird er in Begriffen wie z. B. Einklang, Zweiklang, Mehrklang oder Klangfläche für Zusammenklänge von Tönen benutzt, die zur besseren Differenzierung in der Musiktheorie üblicherweise nicht als Akkord bezeichnet werden.[3] In der Musikwissenschaft werden zudem Klangstile, etwa der Wiener Klangstil, untersucht.[4]

Bei der Klangkomposition oder der Klangkunst[5] schließt der Begriff Klang auch Tongemische und Geräusche[6] mit ein. Die kulturwissenschaftliche Klangforschung in den Sound Studies untersucht zudem den Klang in seiner historischen und kulturellen Prägung und Entwicklung in Praktiken und Technologien.[7]

Gegenüberstellung akustischer und musikalischer Begriffe

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Den unterschiedlichen Sprachgebrauch in der traditionellen Musik und in der Akustik bzw. der elektronischen Musik und der elektroakustischen Musik beschreibt die folgende Tabelle:[2]

Der Ton-Klang-Begriff
Akustik, elektronische Musik traditionelle Musik
Sinuston, Ton, reiner Ton, einfacher Ton nur als Teilton bekannt
Klang, einfacher Klang, harmonischer Klang Ton
Tongemisch nur als (unharmonischer) „Klang“ von
Stäben, Platten, Glocken bekannt
Zusammenklang, Mehrfachklang, Klanggemisch Klang, Akkord, Cluster
farbiges Rauschen Geräusch
weißes Rauschen Lärm

Klang als Charakteristikum von Schallereignissen

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Untersuchungen haben gezeigt, dass Klänge weit komplexer sind als angenommen.[8] Erst eine weiter gefasste Auffassung von „Klang“ in der Musik nimmt auch die unharmonischen Schallanteile zur Kenntnis, die das musikalische Spiel begleiten, z. B. die Geräusche des Luftwirbels beim Anblasen einer Flöte. Außerdem sind die akustischen Charakteristika beim Musizieren vom spezifischen Instrument, dem Musiker und nicht zuletzt auch von der Raumakustik abhängig. All diese Faktoren werden – einzeln oder in ihrer Gesamtheit – allgemeinsprachlich unter dem diffusen Begriff „Klang“ subsumiert. Er nähert sich hier den Begriffen Klangfarbe oder Klangcharakteristik an.

Diese Verwendung von „Klang“ ist dabei nicht auf den Bereich der Musik beschränkt. Im industriellen Kontext beschäftigen sich Akustikdesigner mit dem Klang von Konsumgütern (wie Autotüren oder Staubsaugern). Unter dem Stichwort „Audio Branding“ entdeckt das Marketing den sogenannten „Markenklang“.[9] Die Sound Studies beschäftigen sich mit Klängen vor allem aus kultureller, historischer und ethnologischer Perspektive und fragen beispielsweise nach Veränderungen im Klang einer Stadt.[10]

Abgrenzung zum Sound

Der Begriff des Sounds (engl. „Klang“) darf nicht mit dem physikalischen Begriff Klang gleichgesetzt werden. Traditionell analysierbare musikalische Parameter wie Rhythmik, Harmonik oder Melodik machen noch nicht den Sound aus, sondern vielmehr individuelle Intonation, Timing, Phrasierung, Klang von Stimmen und Instrumenten und Abmischung machen erst den Sound aus.[11] Selbst die Wahl des Instrumentenfabrikats, der Gitarrensaite, der Mikrofone und Verstärker beeinflusst den Sound.[12] Auch Instrumentation, Spieltechnik oder Spielweise bestimmten den Sound. Wenn der von Musikproduzenten entwickelte Sound eine bestimmte Charakteristik aufwies und über einen bestimmten Zeitraum hinweg bei vielen Plattenaufnahmen ähnlich verwandt wurde, erhielt er in der Fachwelt einen besonderen Namen. So gibt es den von Phil Spector entwickelten Wall of Sound, den Nashville Sound, den Motown Sound oder den Philadelphia Sound.

  • Wilhelm Stauder: Einführung in die Akustik (= Taschenbücher zur Musikwissenschaft, hrsg. von Richard Schaal, Nr. 22). 2. verbesserte und erweiterte Auflage. Heinrichshofen's Verlag Wilhelmshaven 1980, ISBN 3-7959-0121-9.
  • Heinz Benker: Vom Ton zum Klang. Klangkunde. Verlag Lambert Müller, München 1969, S. 11–12.
  • Herbert Bruhn: Wahrnehmung von Musik. Eine Allgemeine Musiklehre aus der Sicht von Psychologie und Musikgeschichte. Vorlesungsskript, 5. Auflage 2003.
  • Carl Dahlhaus, Hans Heinrich Eggebrecht (Hrsg.): Brockhaus-Riemann-Musiklexikon. B. Schott's Söhne, Mainz 1979, S. 598f.
  • Rudolf Flotzinger: Klang. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 3-7001-3044-9.
  • Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie in Musik. Bärenreiter, Kassel 1966, S. 488f.
  • Ulrich Michels: dtv-Atlas Musik. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1977, S. 17.
  • Hans Joachim Moser: Musik Lexikon. Musikverlag Hans Sikorski, Hamburg 1951, S. 562f.
  • R. Murray Schafer: Die Ordnung der Klänge. Eine Kulturgeschichte des Hörens. Übersetzt und neu herausgegeben von Sabeine Breitsameter. Schott, Mainz 2010.
  • Wieland Ziegenrücker: Allgemeine Musiklehre mit Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1977; Taschenbuchausgabe: Wilhelm Goldmann Verlag / Musikverlag B. Schott’s Söhne, Mainz 1979, ISBN 3-442-33003-3, 11–13.
Wiktionary: Klang – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Dieter Maute: Technische Akustik und Lärmschutz. Hanser Verlag, 2006, ISBN 3-446-40222-5, S. 24 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b Michael Dickreiter, Volker Dittel, Wolfgang Hoeg, Martin Wöhr: Handbuch der Tonstudiotechnik. 2008, ISBN 978-3-598-44135-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Armin Nassehi, Christian Gansch: Der perfekte Klang: Über die Leichtigkeit vollendeter Musik. 2008, ISBN 978-3-86774-232-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Vgl. etwa Arnold Schering: Historische und nationale Klangstile. In: Sonderabdruck aus dem Jahrbuch der Musikbibliothek Peters für 1927. Peters, 1928, S. 31–43.
  5. „Die Abgrenzung zur Musik sowie die genaue Bestimmung des Begriffes Klangkunst müssen ein vager Versuch bleiben. Die Abgrenzungsversuche und die Definitionen sind virulent und dynamisch. Normalerweise wird alles, was nicht Musik darstellt, was also nicht Melodie, Rhythmus oder Komposition besitzt, als Geräuschabenteuer oder als Krach benannt. Dessen ungeachtet sind die akustischen Gegebenheiten der alltäglichen und musikalischen Welt im Prinzip nicht zu unterscheiden. Es existiert kein von vornherein musikalisches Material, sondern alles besitzt Potential, musikalisches, klangrelevantes Material zu sein. Ein schiefer Ton besitzt eine eigene Qualität, Krach und Geräuschabenteuer sind musikalisch, klanglich für Klangkünstler interessanter als reine, sichere Töne.“ Anna Mutz: Klang, Kunst, Schule: Anregungen und Material für Unterricht, Workshops, Projektwochen zur Thematisierung von Klangkunst in der Schule. 2012, ISBN 978-3-8448-0253-5, S. 18 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. „Ein Überlagern mehrerer Töne oder Klänge (z. B. Akkord, Terz) bezeichnet man als Klang- oder Tongemisch […] Unregelmäßige statische Schwingungen führen zu einem Geräusch.“ Hans Joachim Eichler, Heinz-Detlef Kronfeldt, Jürgen Sahm: Das Neue Physikalische Grundpraktikum. 2007, ISBN 978-3-540-29968-4, S. 123 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Holger Schulze: Sound Studies: Traditionen – Methoden – Desiderate: Eine Einführung. 2008, ISBN 978-3-89942-894-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Daniel Schmicking: Hören und Klang: Empirisch phänomenologische Untersuchungen. 2003, ISBN 3-8260-2519-9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Das belegt die inflationäre Verwendung dieses Begriffs allein in den Titeln der einzelnen Aufsätze im Sammelband von Kai Bronner und Rainer Hirt (Hrsg.): Audio-Branding. Entwicklung, Anwendung, Wirkung akustischer Identitäten in Werbung, Medien und Gesellschaft. Nomos, Baden-Baden 2009.
  10. Vgl. z. B. R. Murray Schafer: Die Ordnung der Klänge. Eine Kulturgeschichte des Hörens. Übersetzt und neu herausgegeben von Sabine Breitsameter. Schott, 2010.
  11. Sabine Meine, Nina Noeske: Musik und Popularität: Aspekte zu einer Kulturgeschichte zwischen 1500 und heute. 2011, ISBN 978-3-8309-2263-6, S. 30 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Wieland Ziegenrücker/Peter Wicke, Sachlexikon Popmusik, 1987, S. 368