Roger Whittaker

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Roger Whittaker, 1971
Roger Whittaker, 1976

Roger Henry Brough Whittaker (* 22. März 1936 in Nairobi, Kenia; † 12. September 2023 in Castelsarrasin[1]) war ein britischer Sänger, Liedermacher und Kunstpfeifer. Er war unter anderem im Vereinigten Königreich, in den Vereinigten Staaten, in Kanada, Südafrika, Deutschland und Österreich erfolgreich. Zu seinen bekanntesten Liedern zählen Albany, Abschied ist ein scharfes Schwert, The Last Farewell, Durham Town und River Lady (A Little Goodbye).

Familie und Ausbildung

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Roger Whittaker, 1972

Whittaker war der Sohn des Gemischtwarenhändlers Edward Whittaker († 1989) und seiner Frau Viola aus Staffordshire (England). Sie waren wegen des besseren Wetters in die damalige britische Kolonie Kenia ausgewandert. Dort bewirtschafteten sie eine Farm in der Nähe von Thika, wo Roger geboren wurde und aufwuchs. Nach der Grundschule besuchte er die Prince of Wales School, die heutige Nairobi School. Im Rahmen des Wehrdienstes im Kenia Regiment kämpfte er im Mau-Mau-Krieg im Aberdare Forest. 1956 wurde er entlassen und begann ein Medizinstudium in Kapstadt, Südafrika, das er aber mit dem Wunsch, Lehrer zu werden, abbrach. Dafür studierte er Zoologie, Biochemie und Meeresbiologie an der Bangor University in Wales. Mit Auszeichnung erlangte er den Abschluss als Bachelor of Science (B.Sc.).

Privates und Tod

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Whittaker war ab 1964 mit Natalie O’Brien (* 9. August 1941) verheiratet und hatte mit ihr fünf Kinder. Er verlagerte im Jahr 2012 seinen Ruhesitz von Irland nach Saint-Cirq-Lapopie (Région Midi-Pyrénées) in Südfrankreich. Mit seiner Ehefrau Natalie schrieb er das autobiografische Buch Ein Glück, dass es dich gibt (Originaltitel: So Far so Good).

Seine Eltern lebten bis 1989 in Kenia. In diesem Jahr wurden sie von einer vierköpfigen Bande überfallen, wobei seine Mutter acht Stunden lang gefoltert und sein Vater ermordet wurde.[2]

Anfang September 2023 erlitt Whittaker einen Schlaganfall.[3] Er starb am 13. September 2023 im Alter von 87 Jahren[4] in einem Krankenhaus und wurde am 16. September 2023 beigesetzt.[5]

Musikalische Karriere

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Bereits während seines Medizinstudiums war Whittaker als Amateurmusiker aktiv. Seinen ersten Auftritt hatte er 1958 im „Equator Club“ in Nairobi. Im Februar 1962 erschien seine erste Debütsingle Charge of the Light Brigade. Im Mai desselben Jahres folgte seine zweite Single Steel Men; Anfang Dezember erschien der Titel Butterfly. Mit diesen Titeln feierte er erste Erfolge. Seinen ersten öffentlichen Auftritt in Europa hatte er im Sommer 1962 in Portrush (Nordirland). 1967 erschien sein Debütalbum Dynamic!. Der darauf enthaltende Titel Mexican Whistler, eine Instrumentalnummer, bei der Whittaker die Melodie nur pfiff, wurde ebenfalls populär und oft in Radioprogrammen gespielt. Seinen ersten größeren Erfolg hatte Whittaker 1969 mit dem autobiografischen Titel Durham Town, der auf seinem zweiten Studioalbum This Is … enthalten ist und nahm auf demselben Album den später aus dem Broadway-Musical Der Mann von La Mancha bekannten Titel The Impossible Dream (The Quest) in einer neuen Interpretation auf.[6] Es gab weitere Erfolge in England, die in den 1970er Jahren auch im Ausland bekannt wurden, so im deutschsprachigen Raum. Seine erfolgreichsten Titel aus dieser Zeit waren The Last Farewell, River Lady, Indian Lady und I Don’t Believe in If Anymore. Dabei wurde The Last Farewell, der sich als erstes seiner Single in Deutschland und Österreich und in Amerika in den Billboard Hot 100 platzieren konnte, die weltweit meistverkaufte Single in seiner Karriere. Der Titel wurde in elf Ländern insgesamt über elf Millionen Mal verkauft und wurde mehrfach von anderen Künstlern gecovert, so unter anderem von Ray Conniff (1975) und Elvis Presley (1976).

Roger Whittaker, Oldenburg 1976

Ende der 1970er Jahre, in den 1980er Jahren und in den frühen 1990er Jahren war Whittaker vor allem mit deutschsprachigen Liedern seines langjährigen Produzenten Nick Munro erfolgreich, wie etwa sein Erfolgstitel Albany (1981), Abschied ist ein scharfes Schwert (1984), Auf Wiedersehen, Joana (1991) und Aber was das kostet (1992). Die deutschen Texte wurden für Whittaker in Lautschrift geschrieben, so wie er sie als Brite aussprach.[7] Er sang in deutscher Sprache durchwegs phonetisch. Ab Mitte der 1980er Jahre machte er Werbung für Jacobs Kaffee, indem er eine zeitlich neutrale („Die Krönung der schönsten Stunden“) und eine Weihnachtsversion sang. Er war Gast in zahlreichen Musiksendungen im Fernsehen, darunter in der ZDF-Hitparade, im Liedercircus und in der Show & Co. mit Carlo. Er ging mehrmals auf große Tournee. Eines seiner Konzerte in Berlin im Jahr 2003 erschien auch als DVD unter dem Titel Roger Whittaker – Live in Berlin. Am 14. September 2012 erschien sein letztes Studioalbum Wunder, das sich auf Platz 70 in den Deutschen Albumcharts platzierte.[7] 2013 beendete er offiziell seine Gesangskarriere mit einer Abschiedstournee.

Bekannt wurde Whittaker zudem als Kunstpfeifer. Zu seinen bekanntesten Schöpfungen gehören der Mexican Whistler (1966), der Irish Whistler, der Australian Whistler und der Finnish Whistler (1970). Daneben hat er auch die Elisabethserenade in einer gepfiffenen Version aufgeführt.

Zu Whittakers Markenzeichen wurde unter anderem sein Henri-Quatre-Bart. Nach eigenen Angaben legte er ihn sich zu Beginn seiner Karriere zu, da er sein Gesicht in glattrasierter Form für nicht markant und fernsehtauglich genug hielt.[8]

Zu den bekanntesten Fans Whittakers zählte der ehemalige US-Präsident George Bush senior, auf dessen Goldener Hochzeit er sang.[9]

Roger Whittaker hat in seiner musikalischen Karriere über 250 Tonträgerauszeichnungen erhalten und verkaufte rund 50 Millionen Schallplatten.[10] Er war Mitglied des britischen Teams, das 1967 Gewinner des Songfestivals von Knokke in Belgien wurde, bei dem Roger Whittaker den Pressepreis erhielt. Ferner gewann er mit New World in the Morning drei Goldmedaillen beim brasilianischen Liederfestival in Rio de Janeiro. Darüber hinaus erhielt er den „Gold Badge of Merit“, eine Auszeichnung der British Academy of Songwriters and Composers.[11]

In Deutschland erhielt er 1986 die Goldene Stimmgabel. Im Rahmen der „Goldenen Stimmgabel 2006“ wurde er am 16. September in der Ludwigshafener Friedrich-Ebert-Halle mit einer Platin-Stimmgabel für sein Lebenswerk geehrt.[12]

Im Januar 2011 erhielt er die Krone der Volksmusik für sein Lebenswerk.[13]

Studioalben

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen/​‑monate, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[14]Template:Charttabelle/Wartung/Monatsdaten
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen/Mo­nate, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH  UK  US
1970 I Don’t Believe in If Anymore UK23
(1 Wo.)UK
1971 New World in the Morning UK45
Gold
Gold

(2 Wo.)UK
1975 The Last Farewell and Other Hits US31
Gold
Gold

(24 Wo.)US
The Last Farewell DE28
(6 Mt.)DE
AT6
(4 Mt.)AT
1976 A Little Goodbye DE24
(6 Mt.)DE
Reflections of Love DE26
(1 Mt.)DE
1978 Roger Whittaker Sings the Hits UK52
(5 Wo.)UK
1979 When I Need You US115
(5 Wo.)US
1980 Mein deutsches Album DE24
(8 Wo.)DE
Mirrors of My Mind US157
(10 Wo.)US
Voyager US154
(12 Wo.)US
With Love US175
(2 Wo.)US
1982 Zum Weinen ist immer noch Zeit DE26
(16 Wo.)DE
1983 Typisch Roger Whittaker DE10
Platin
Platin

(46 Wo.)DE
AT6
(4½ Mt.)AT
1984 Ein Glück, daß es dich gibt DE2
Doppelplatin
×2
Doppelplatin

(94 Wo.)DE
AT2
(2½ Mt.)AT
CH14
(9 Wo.)CH
1985 Du gehörst zu mir DE2
Platin
Platin

(30 Wo.)DE
AT6
(3½ Mt.)AT
CH13
(10 Wo.)CH
1986 The Skye Boat Song UK89
(1 Wo.)UK
1987 Heut’ bin ich arm – heut’ bin ich reich DE15
Gold
Gold

(23 Wo.)DE
1988 Du bist nicht allein DE7
Gold
Gold

(30 Wo.)DE
AT14
(½ Mt.)AT
1990 Nur wir zwei DE30
(18 Wo.)DE
Alle Wege führen zu dir DE31
Gold
Gold

(22 Wo.)DE
AT14
Gold
Gold

(12 Wo.)AT
1991 Mein Herz schlägt nur für dich DE42
(8 Wo.)DE
AT22
(8 Wo.)AT
1992 Stimme des Herzens DE13
Gold
Gold

(16 Wo.)DE
AT27
Gold
Gold

(11 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: September 1992
1993 Geschenk des Himmels DE31
(12 Wo.)DE
1994 Sehnsucht nach Liebe DE41
(16 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 29. August 1994
1995 Ein schöner Tag mit dir DE33
(9 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 28. Mai 1995
1996 Einfach Leben DE37
(14 Wo.)DE
AT38
(3 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 7. Oktober 1996
1998 Zurück zur Liebe DE35
(7 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 6. April 1998
2000 Wunderbar geborgen DE39
Gold
Gold

(16 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 16. Oktober 2000
2002 Mehr denn je AT70
(1 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 21. Oktober 2002
2004 Mein schönster Traum DE57
(4 Wo.)DE
AT58
(5 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 13. September 2004
2008 Liebe endet nie DE44
(7 Wo.)DE
AT35
(4 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 28. März 2008
2010 So viele Jahre mit euch DE81
(1 Wo.)DE
AT45
(2 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 12. März 2010
2012 Wunder DE70
(1 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 14. September 2012

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

  • Roger Whittaker, Natalie Whittaker: Ein Glück, dass es dich gibt. Mein Leben, meine Liebe, meine Lieder. Deutsch von Christa Walczak. Ullstein, Frankfurt am Main und Berlin 1986, ISBN 3-550-06491-8 (englischer Originaltitel: So far, so good)
Commons: Roger Whittaker – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. So war mein Vater Roger Whittaker wirklich. Bild, 15. September 2024, abgerufen am 15. September 2024.
  2. Peter Robertson: Whatever happened to Durham Town singer Roger Whittaker. 3. Mai 2014, abgerufen am 28. Dezember 2020 (englisch).
  3. Roger Whittaker: Schlaganfall. In: schlagerradio.de. 15. September 2023, abgerufen am 18. September 2023.
  4. Roger Whittaker ist tot. In: spiegel.de. 19. September 2023, abgerufen am 19. September 2023.
  5. „Albany“-Sänger Roger Whittaker ist tot. In: focus.de. 18. September 2023, abgerufen am 18. September 2023.
  6. Roger Whittaker – The Impossible Dream. In: hitparade.ch. Abgerufen am 24. Februar 2018.
  7. a b Roger Whittaker: Der Deutschen liebster Engländer. In: zeit.de. 20. September 2023, abgerufen am 20. September 2023.
  8. Peter Robertson: Whatever happened to Durham Town singer Roger Whittaker. In: express.co.uk. 3. Mai 2014, abgerufen am 28. Dezember 2020 (englisch).
  9. Philip Dethlefs: Der Gentleman des Schlagers: Roger Whittaker pfeift nicht mehr. In: n-tv.de. 22. März 2021, abgerufen am 4. Juni 2023.
  10. Harry Stedman: Folk singer Roger Whittaker dies aged 87. In: independent.co.uk. 18. September 2023, abgerufen am 19. September 2023 (englisch).
  11. Roger Whittaker Wiki – Biografie des Künstlers. 26. Dezember 2013, abgerufen am 12. November 2023.
  12. Daniela Jäntsch: Roger Whittaker erhält Platin-Stimmgabel für sein Lebenswerk - openPR. 20. August 2006, abgerufen am 12. November 2023.
  13. Roger Whittaker - Biografie WHO'S WHO. Abgerufen am 12. November 2023.
  14. Chartquellen: DE AT CH UK US